Von erwartungsvollem Gemurmel über andächtige Stille zu brausendem Applaus – Ein Auf und Ab der Gefühle
Erster Schul-Poetry Slam in Siegen-Wittgenstein
Am Donnerstagabend füllte sich die Mensa der CSG mit erwartungsvollem Raunen, gezupften Gitarrenakkorden und gemurmelten Gesprächen. Noch zehn Minuten, bis es los geht.
Clara hat zu einer aussergewöhnlichen Premiere geladen: dem ersten Schul-Poetry Slam in Siegen-Wittgenstein. Ein Ereignis, das nicht nur SchülerInnen und KollegInnen der CSG anlockt, sondern auch interessierte Eltern, Geschwister, Freunde und kulturbegeisterte KreuztalerInnen. Sie alle erwartete ein kreatives Feuerwerk an literarischen Highlights der gymnasialen Oberstufe.
Das um zusätzliche Stühle erweiterte Publikum begrüßte die kommissarische Oberstufenleiterin Bettina Meister mit einführenden Worten. Neben einem großen Dank an das Technikteam, die Schulband und die fleißigen VerkäuferInnen der Einführungsphase, die das Publikum in der Pause mit selbstgebackenen Leckereien verwöhnten, begrüßte Meister Tobias Beitzel (Siegen-Wittgensteins bekanntesten – und einzigen – Poetry Slammer), der durch den Abend führte. Beitzel, der zusammen mit seiner Partnerin Jessica Fraas von der gemeinsamen Firma „Wortwechsel“ den vorausgegangenen Poetry Slam-Workshop mit den SchülerInnen durchführte, stellte sich zunächst selbstironisch vor, um dann das Konzept eines Poetry Slams bzw. Poetry Jams zu erläutern und das Publikum auf seine Applaustauglichkeit zu testen. So wurde das Publikum auf humorvolle Weise auf die selbstgeschriebenen Beiträge der SchülerInnen der Qualifikationsphase eingestimmt.
Beitzel eröffnete den Jam mit einem Text über die auf dem Dachboden seiner Verwandten gefunden Frontbriefe seiner Großväter und Großonkel und die Bedeutung der Kriegs- und Diktaturerfahrung für unsere heutige Zeit. #koffervollerbriefe #niewieder
Als erster Schüler trat Schülersprecher Sabri Youssef auf die Bühne und präsentierte seinen reflektierten Text über die Herausforderung vor ein Publikum zu treten und vor diesem einen Text vorzutragen.
Romy Del Negro referierte über die Gen Z und die vielfältigen Möglichkeiten, die ihr offen stehen, in denen sie zu ertrinken droht und dem Wunsch nach individueller Entfaltung sowie der Empathie für andere, um ihnen dabei zu helfen, nicht unterzugehen.
Bittersüß und romantisch – auch im epochalen Sinne – gestaltete sich der dritte Beitrag von Ahmad Arabzda.
In die Pause leitete Ayla Yilmaz mit ihrem Text über Wahrheit, Wahrhaftigkeit, Witz und Moral in der heutigen Gesellschaft.
Nach der Pause setzte Sabahat Habibi den Reigen fort und überzeugte mit ihrem Text über die Endlichkeit aller Dinge und die darin liegende Schönheit.
Marcel Fares Kamal referierte über die Bedeutsamkeit einer guten, ehrlichen Freundschaft und wie er diese im Kreise seiner Freunde und Mitschüler erfahren darf.
Trotz Aufregung bot Romina Afronti einen andächtigen Text zum heimtückischen Wunder der Farben und ihrer facettenreichen Bedeutungen für das Glück und Unglück der Menschen dar.
Spontan entschloss sich Emma Denecke ebenfalls dazu, ihren Text auf der Bühne zu präsentieren. Emma reflektierte dabei den gehetzten Alltag einer heutigen Schülerin, dessen alltägliche Sorgen vor den Krisen der Welt einen eigenen kleinen krisenhaften Kosmos widerspiegeln.
Marvin Müller, der überlegte, wie sowohl Goethe als auch Eichendorff in der Rolle von Antoine de Saint-Exuperys „Kleinen Prinzen“ an seine Rose schreiben würde, drückte die zeitlose Bedeutsamkeit der Kernthese Saint-Exuperys „Man sieht nur mit dem Herzen gut“ aus.
Philipp Tanger widmete den letzten Text des Abends der aktuellen Politik, der zunehmenden Radikalisierung des rechten Randes und plädierte für ein demokratisches Engagement zur Wahrung von Recht und Freiheit.
Eingerahmt wurden die Beiträge der SchülerInnen durch die Schulband der CSG (Jan Schieweck, Esther Roth, Marvin Müller, Katrin Pfeifer und Oliver Klein) unter der musikalischen Leitung von David Niesenhaus.
Am Ende des Abends sind sich alle einig: Nächstes Jahr gerne wieder!