Auf die Frage, was sie bewegt und was ihnen oft fehlt, antworteten viele Menschen: Zeit. Wachsender Zeitdruck macht heute nicht nur den Erwachsenen, sondern auch immer mehr Kindern und Jugendlichen zu schaffen. So ist es nicht verwunderlich, dass die phantastische Erzählung „Momo“ von Michael Ende, mit dem Kampf eines kleinen Mädchens gegen die Zeitdiebe auch nach 40 Jahren immer noch sehr aktuell ist. Das sahen auch die Schülerinnen und Schüler der Kurse Vokalpraxis und Literatur der 12. Klasse der Clara-Schumann-Gesamtschule Kreuztal so, die das Stück am Literaturabend in der Mensa der Schule nach einem Jahr intensiver Probenarbeit zur Aufführung brachten.
Zur Handlung:
Momo lebt am Rande einer Großstadt in den Ruinen eines Amphitheaters. Eines Tages aber treten die grauen Herren auf den Plan. Sie haben es auf die kostbare Lebenszeit der Menschen abgesehen – und Momo ist die Einzige, die ihnen noch Einhalt gebieten kann … Die struppige kleine Heldin kämpft mit nichts als einer Blume in der Hand und einer Schildkröte an der Hand gegen das riesige Heer der „grauen Herrn“. Unterstützt wird sie dabei von Kindern, die bei ihr jemanden finden, der noch weiß, wie man spielt, von Meister Hora und seiner Schildkröte Kassiopeia, die genau weiß, was in der nächsten halben Stunde passiert – und von Beppo, dem Straßenkehrer, der ihr sein Geheimnis der Achtsamkeit verrät: „Man muss immer nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut.“
Im Probenprozess stand am Anfang die Erarbeitung des philosophischen Hintergrunds und der Gesellschaftskritik, die sich im „Märchen“ für Erwachsene verbirgt. Dann wurden die Figuren studiert, Rollenbiografien erstellt und schließlich in ersten Darstellungsübungen in Ausdruck überführt. Es schlossen sich Übungen zur Bühnensprache, Bühnenpräsenz und Gesang an. In einer sehr kreativen Phase wurden die Dialoge bearbeitet, eigene Songs getextet und eingeübt, bis es dann zum eigentlichen Probenphase kam. Die Oberstufenschüler erlebten während der Einstudierung des Stückes und der Musik unter Anleitung ihrer Lehrer des Kurses Vokalpraxis, Johannes Weisgerber, und des Literaturkurses, Peer Ball, dass Theaterarbeit einen langen Atem braucht. Sie erfuhren, dass es neben Talent und Fleiß vor allem auf Zuverlässigkeit und Bereitschaft zur Zusammenarbeit ankommt, aus denen sich dann das gegenseitige Vertrauen und das Harmonieren im Ensemble entwickeln. Sie genossen die Möglichkeiten, ihre kreativen Fähigkeiten zu erproben, fremde Rollen auszuprobieren und im körpersprachlichen Ausdruck eine andere Form der Kommunikation zu erleben.
In der Aufführung präsentierten sie ihre selbst geschriebenen und von Johannes Weisgerber komponierten Lieder und die Dialoge des Stückes von Michael Ende sicher. Das ganze Ensemble sorgte -auch im Zusammenspiel mit einer gelungenen Lichttechnik- für berührende und spannende Momente. „Noch vor einigen Wochen hätte ich nie für möglich gehalten, was uns heute gelungen ist,“ so eine Schülerin nach dem wohl verdienten, lang anhaltenden Premierenapplaus.